Gegenkonditionierung – Reize positiv verknüpfen
Einer der vielen wichtigen Bausteine beim Silvestertraining ist, dass Dein Hund lernt, dass laute Geräusche immer etwas Angenehmes ankündigen.
Diesen Vorgang nennt man Gegenkonditionierung. Der Reiz, der bisher negative Emotionen auslöst, wird mit angenehmen Emotionen verknüpft.
Viele Hunde benötigen bei Geräuschangst aber noch viel mehr Unterstützung oder auch anderweitiges Training. Aber für einige Hunde erreicht man mit einer Gegenkonditionierung schon sehr viel. Beim Thema Geräuschangst gehört sie für mich auf alle Fälle mit ins Boot.
Wie funktioniert Gegenkonditionierung bei Geräuschangst
Der negative Reiz – hier Knall/Geräusch – wird mit einem weiteren positiven angenehmen Reiz verknüpft. Der angenehme Reiz löst bei Deinem Hund positive emotionale Reaktionen aus. Dadurch wird der unangenehme Reiz nach und nach zur Ankündigung für etwas Angenehmes. So können dann später Stress- und Angstverhalten bei diesen Geräuschen weniger werden
Du kannst zum Beispiel mit sehr hochwertigem Futter arbeiten oder mit einem längeren Spiel mit tollen Spielzeug. Teste ruhig direkt, welche Vorlieben Dein Hund hat – frage ihn!
Du beginnst mit dem Training an den Auslösern so, dass Dein Hund zwar eine Orientierung/Wahrnehmung des Geräuschs zeigt, aber noch keinerlei Meideverhalten oder Stressverhalten zeigt.
Das heißt, dass Du auch nicht direkt mit Angstauslösern startest, sondern erstmal mit Geräuschen, auf die Dein Hund zwar eine Wahrnehmungsreaktion zeigt, die aber noch keinerlei Stressanzeichen mit sich bringen. Dein Hund ist dabei quasi noch im Wohlfühlbereich.
Da ist es völlig egal, ob das ganz leise oder schon etwas lauter ist – da ist jeder Hund anders. Du musst mit der Lautstärke trainieren, die Dein Hund völlig problemlos wahrnehmen kann.
Dein Hund bestimmt also seine Wohlfühllautstärke, taste Dich also vorsichtig heran!
Diese Geräusche müssen auch nicht zwingend irgendwelche Knallgeräusche sein, nutze einfach all das, was der Alltag so zu bieten hat.
Was Du für ein gutes Training benötigst
- gut aufgebautes Markersignal
- sehr hochwertige Belohnungen
- Situationen ohne weitere Ablenkungen oder Stressoren
- zufällige oder steuerbare Auslöser in geringer Lautstärke
Der grüne Bereich soll der Wohlfühlbereich Deines Hundes sein, dort wird gezielt trainiert. Am Anfang sollten dort auch keine weiteren Stressoren vorhanden sein. Hat Dein Hund zum Beispiel Probleme mit anderen Hunden, Stress bei Wild, Angst vor fremden Menschen… Sind diese Dinge am Anfang beim Geräuschtraining nicht mit anwesend!
Im gelben Bereich ist Dein Hund vermutlich schon etwas angespannt und zeigt leichte Stressanzeichen bzw. Meideverhalten. Nicht ideal für Dein Training. Kommst Du mal unerwartet in solch eine Situation, darfst Du natürlich trotzdem einen Knall markern. Belohne in diesem Bereich nicht nur mit Deiner Highlight Belohnung, sondern zusätzlich immer mit einer Distanzvergrößerung zum Knall. Das ist das, was Dein Hund möchte: Abstand!
Im roten Bereich ist quasi Gefahrenzone. Hier ist Dein Hund vermutlich nicht mehr ansprechbar, hat Angst, Panik oder zeigt eventuell Fluchtverhalten. Versuche solche Situationen strikt zu vermeiden! In diesem Bereich ist keine Gegenkonditionierung möglich!
Du hast noch kein Markersignal?
Schau hier:
Gegenkonditionierung – Den Knall ruhig wahrnehmen können
Ablauf:
- Geräusch ertönt
- Du markerst umgehend „danach“ mit Deinem Markersignal
- Du belohnst sehr hochwertig und bei Bedarf auch gern mit einer Distanzvergrößerung zum Geräusch
Wie es weiter geht…
Wie erwähnt, ist die Gegenkonditionierung nicht für alle Hunde die alleinige Lösung. Sie ist aber ein super Einstieg, da Dein Hund schon mal lernt, dass er beim Auslöser auch andere als die bisherigen Verhaltensmuster zeigen kann.
Um diesen Trainingsansatz später zu festigen, ist es sehr hilfreich für einige Hunde noch ein Alternativverhalten mit einzubauen, wenn es doch mal zu gruselig wird. So kann der ein oder andere Hund sich zum Beispiel an seinen Menschen drücken, sich die Ohren zuhalten lassen, zwischen seine Beine kommen (vorausgesetzt, es ist angenehm und vorher gut trainiert!!!) oder sich zumindest von allein abwenden, wenn es draußen mal knallt.
Beim Training an Silvesterangst gehören ganz viele Hilfen zur Entspannung, gute Rituale und den Hund unterstützende Signale unbedingt mit dazu. All dies bauen wir natürlich schon Monate oder noch Wochen vor Silvester auf, damit wir es an Silvester dann optimal einsetzen können.
Nicht nur Dein Hund muss dabei lernen, sondern auch Du. Du bist dafür verantwortlich all diese Hilfsmittel mit Deinem Hund aufzubauen, bei Bedarf richtig einzusetzen und Deinen Hund dann an Silvester bestmöglich zu unterstützen.
Wenn Du noch das Bestmögliche für Deinen Hund herausholen möchtest, komm gern mit zu meinem Silvestertraining:
Wichtig:
Benutze Dein Markersignal auch anderweitig im Alltag, nicht nur beim Training an der Geräuschangst! Je häufiger es wirklich angenehme und positive Dinge ankündigt, desto besser wird es Deinem Hund auch bei der Geräuschangst helfen.