4Pfoten on Tour – Coaching für entspannte Hunde & wertvolle Draußenzeiten
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Wenn Dein junger Hund plötzlich am Rad dreht…

Ganz plötzlich ist es soweit, Dein Hund entdeckt seine Umwelt auf eine völlig neue Art und Weise und Du bist ab sofort nicht mehr sein Highlight.

Dein Hund kommt in die Pubertät. In dieser Zeit entwickelt sich der Körper Deines Hundes weiter bis hin zur Geschlechtsreife. Nach deren Erreichen ist die Pubertät abgeschlossen.


Woran Du eventuell Veränderungen bemerkst…

  • Signale funktionieren nicht mehr so gut
  • die Umwelt wird spannender
  • Deine bisherigen Belohnungen sind uninteressant
  • Dein Hund entfernt sich weiter von Dir
  • Dein Hund ist stressempfindlicher
  • Dein Hund reagiert gereizter oder ängstlicher
  • Dein Hund zeigt plötzlich Jagdverhalten
  • Dein Rüde interessiert sich für Hündinnen
  • Trennungsstress tritt wieder auf


Adoleszenz

Direkt im Anschluss an die Pubertät, sobald Dein Hund die Geschlechtsreife erreicht hat, beginnt die Zeit der sogenannten Adoleszenz. In dieser Zeit entwickelt Dein Hund sich weiter, sein Körper ändert sich, er reift geistig heran und wird zu einer eigenen Persönlichkeit.

Je nach Rasse, bei den kleinen früher und bei den großen Rassen später, schließt die Adoleszenz mit etwa 24-36 Monaten ab.

Adoleszenz ist also der komplette Abschnitt, vom Erreichen der Geschlechtsreife bis zu dem Zeitpunkt, zu dem Dein Hund körperlich und emotional ausgewachsen ist.

Auch während dieser Zeit wirst Du vermutlich feststellen, dass Deinem Hund selbstbelohnendes Verhalten und Umweltreize wichtiger werden, seine Erregungslage schneller steigt, seine Impulskontrolle sehr gering ausfällt oder ihm Ressourcen plötzlich wichtiger werden.


Warum ist das so? Hirn wegen Umbau geschlossen!

Diese Verhaltensveränderungen haben nichts mit Grenzen testen, stur sein oder mangelnder Bindung zu tun!

Es sind Entscheidungsprozesse, die im Gehirn ablaufen. Dein Hund wägt nun zum einen mehr ab, was ihm etwas bringt – was also sein aktuelles Bedürfnis befriedigt.

Von Beginn der Pubertät an wird durch die Nebennierenrinde mehr Cortisol ausgeschüttet. Dies ist wichtig, um den Umbau des Gehirns zu unterstützen.

Dadurch ist Dein Hund aber auch leichter erregbar: Urinstinkte wie Jagen, Hüten, Sexualverhalten, Angst & Aggression werden schneller gezeigt!

Die Geschlechtshormone aktivieren das Fortpflanzungsverhalten, sie steigern die Erregbarkeit, Kumpels werden plötzlich zu Konkurrenten, Hündinnen durchleben ihre erste Läufigkeit und eine mehr oder weniger heftige Scheinschwangerschaft.

Außerdem ist Dein Hund aufgrund seiner Entwicklungsphase einfach schneller oder auch häufiger im sogenannten Hinterhirn. Eben dort, wo bewusstes Denken und Handeln in der Regel nicht mehr möglich ist.  

Jugendentwicklung bei Deinem Hund - Pubertät & Adoleszenz


Spooky Periods/Fremdelphasen

Auch während der Pubertät und Adoleszenz treten immer wieder die sogenannten Spooky Periods auf. In dieser Zeit reagiert Dein Hund durchaus nochmal intensiver oder schneller unsicher und ängstlich auf bisher völlig normale Dinge, Reize oder Situationen.

  • 8. Woche – etwa 1 Woche
  • 4,5 Monate – etwa 3 Wochen
  • 9 Monate – etwa 3 Wochen
  • 12-18 Monate – etwa 3 Wochen
  • 2-2,5 Jahre – etwa 3 Wochen

Auch in dieser Zeit ist es wichtig, dass Du Deinen Hund nicht überforderst, ihm Zeit gibst Dinge kennenzulernen oder sogar versuchst ihn während dieser Zeit möglichst wenigen neuen Reizen auszusetzen.

Selbstverständlich fallen auch die Spooky Periods für jeden Hund unterschiedlich intensiv aus. Achte einfach gut auf Deinen Hund und sei für ihn da.


Achte in der Jugendentwicklung gezielt auf Ruhe & Entspannung

  • Genügend Schlaf- & Ruhephasen
  • Gut etablierte Wohlfühlzone/Entspannungszone
  • Stressoren möglichst reduzieren
  • unterstütze Deinen Hund bei Angst
  • Situationen durch Rituale und Ankündigungen vorhersehbar machen
  • Frust so gut es geht verringern
  • Impulskontrolle weise einteilen


Stressoren ausmachen & trainieren oder vermeiden

Um den Stresslevel Deines Hundes in der Jugendentwicklung nicht unnötig weiter in die Höhe zu treiben, checke welche Situationen und somit Auslöser Deinen Hund sehr stressen.

Diese Situationen solltest Du entweder gut trainieren, damit Dein Hund dabei keinen Stress mehr hat oder, wenn dies nicht möglich ist, solltest Du sie erstmal so gut es geht vermeiden bzw. beseitigen.

Webinar Hundebegegnungen trainieren

Beispiele für Stressoren:

  • zu lange Spaziergänge
  • Katze im Garten
  • laute Geräusche
  • Besuch zuhause
  • Actionspiele & -beschäftigungen
  • Hundebegegnungen
  • Schmerzen
  • Schilddrüsenunterfunktion

Manchmal macht sich in der Jugendentwicklung auch eine subklinische Schilddrüsenunterfunktion bemerkbar.

Beispiele für Anzeichen einer Schilddrüsenunterfunktion

  • Stimmungsschwankungen
  • Angst, Nervosität oder erhöhte Reizbarkeit
  • Nichtansprechbarkeit
  • Magen-/Darm-/Hautprobleme
  • geringe Stresstoleranz…

Bei Verdacht auf eine Schilddrüsenunterfunktion solltest Du anhand einer Blutabnahme ein komplettes Schilddrüsenprofil erstellen lassen und Dich mit den Ergebnissen bitte ausschließlich an einen Facharzt auf dem Gebiet wenden.

Für gutes Training gilt also immer:


Management

Vermeide gerade in der Jugendentwicklung so viel Stress, Unangenehmes und nicht zu schaffende Situationen so gut wie möglich durch vorausschauendes Handeln oder durch diverse angenehme Hilfsmittel.

Beispiele Hilfsmittel – je nach Hund, Stressoren und Situationen:

  • Kindergitter zuhause
  • Guter Aufbau einer Box,
  • Schleppleine draußen (bitte immer am Brustgeschirr)
  • Gut trainierter Maulkorb
  • Mehr Distanz zu Auslösern
  • Gassi Gebiete gezielter auswählen…


Erwünschtes Verhalten trainieren

Gutes Training ist so aufgebaut, dass Du Deinem Hund gezielt beibringst, welches Verhalten er in welcher Situation zeigen soll.

Deine Informationen wie „Das will ich nicht, das auch nicht und das sowieso nicht!“ bringen Deinen Hund nicht weiter, sondern sorgen einfach nur für Frust. Was soll er denn bitte tun? Trainiere dieses Verhalten mit ihm!  


Freundliche Verhaltensunterbrecher

Verzichte bitte immer auf Angst- und Schreckreize im Alltag und auch im Training mit Deinem Hund. Sie erhöhen den Stresslevel Deines Hundes unnötig und erhöhen dadurch unter anderem die Wahrscheinlichkeit von Reaktivität und Aggression.  

Jedes Signal, welches ein Verhalten abfragt, kann ein Verhaltensunterbrecher sein.

Um noch mehr Frust im Alltag zu vermeiden, versuche die Bedürfnisse Deines Hundes so gut wie möglich zu befriedigen.

Was ist ihn wichtig, was macht er gern? Wenn etwas davon nicht möglich ist, gibt es eventuell Alternativen dazu?

Beispiele:

  • Funktionale Verstärker
  • Lange Leine
  • Kein unnötiges Warten
  • Suchspiele, Nasenarbeit
  • Rennen können
  • Frustfreies Lernen


Verständnis

Wenn etwas nicht geht, geht es halt nicht!

Verzichte ruhig mal auf das Training oder gestalte das Training einfach wieder etwas leichter, so dass Dein Hund gut mitmachen und somit auch belohnt werden kann.

Vermeide einfach zu schwierige Situationen. Es ist Dein Job, Deinen Hund bestmöglich im Alltag zu unterstützen und nicht Signale auf Teufel komm raus durchzusetzen.


Selbstkontrolle stärken

Zeige Deinem Hund, dass „sich von allein zurücknehmen“ extrem lohnt.

Belohne solche Verhaltensweisen, wie zum Beispiel „nur Gucken“ oder freiwillige Aufmerksamkeit.


Sind Deine Erwartungen überhaupt realistisch?

Kann Dein Hund jetzt überhaupt noch leisten, was Du von ihm erwartest?

Schraube Deine Ansprüche etwas herunter und fange an Deinen Hund bewusst zu unterstützen, statt ihn zu fordern!    

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