Der Einsatz der Beschwichtigungssignale umfasst tatsächlich viele verschiedene Situationen, unsere Hunde möchten durchaus unterschiedliche Sachen damit bezwecken. Hauptsächlich dienen sie eigentlich der Deeskalation, um zum Beispiel Bedrohungen und Konflikte zu vermeiden, um vielleicht auch anderen Artgenossen oder auch uns Menschen einfach zu signalisieren: „Alles easy, ich bin gut, du interessierst mich nicht so, interessiere dich vielleicht auch nicht so für mich.“ Also auch um zu zeigen, dass von einem selbst erstmal keine Gefahr ausgeht. Sie wollen ihr Gegenüber und vielleicht auch manchmal sich selbst etwas beruhigen und besänftigen.
Wenn wir im unteren, noch grünen Bereich der Eskalationsleiter des Hundes schauen, finden wir dort diese Beschwichtigungssignale. Die noch freundlichen Signale, die auch mal noch nett um Rücksichtnahme oder auch mehr Distanz bitten können.
Es ist ganz wichtig, dass wir die Beschwichtigungssignale unserer Hunde erkennen und lesen können. Sie geben uns Infos darüber, was gerade in unseren Hunden vorgeht. Wenn wir diese kleinen und feinen körpersprachlichen Signale nicht erkennen, dann müssen unsere Hunde in der Kommunikation deutlicher werden.
Die Kommunikation mit den Beschwichtigungssignalen ist unseren Hunden angeboren. Sie können sie von Geburt an zeigen und einsetzen, das muss ihnen niemand mehr beibringen. Aber sie machen natürlich, wenn sie die Signale einsetzen, im Laufe der Zeit gewisse Lernerfahrungen damit. Sie lernen, welche Signale besser oder schlechter beim Gegenüber ankommen und fokussieren sich dann eventuell eher auf die Beschwichtigungssignale, die sie tatsächlich erfolgreich einsetzen können.
Die Verhaltensweisen, die die Hunde als Beschwichtigungssignale einsetzen, werden aber durchaus auch in anderen Situationen gezeigt, sodass wir immer etwas genauer hinschauen müssen, um zu erkennen, ob es sich überhaupt um Beschwichtigung handeln könnte:
- Intensität der Signale
- Häufigkeit der Signale
- weitere Signale am Hund
- Gesamtkontext der Situation
Beispiele der Beschwichtigungssignale
- Züngeln
- Blinzeln
- Blick abwenden
- Kopf abwenden
- Blick verkürzen
- Gähnen
- Abwenden – Rücken zeigen
- Annäherung verlangsamen
- Hinsetzen oder Hinlegen
- Vorderkörpertiefstellung
- Bogen gehen
- Markieren
- Pfote anheben
Was tun wir denn nun, wenn wir einen Hund haben, der beschwichtigt?
- Erstmal ist es Kommunikation
- Zur Kenntnis nehmen, evtl. Situation checken, wenn häufig und intensiv
- Je nach Situation bei Bedarf entsprechend handeln, Situation verändern, Hund unterstützen
- Beschwichtigungssignale und -gesten immer zulassen, niemals verbieten oder bestrafen
Wenn wir merken, dass es dem Hund in einer Situation nicht gut geht, schauen wir, ob und wie wir ihn eventuell unterstützen oder auch später daran trainieren können.
Beschwichtigungssignale zu lassen – immer!
Gerade beim Thema Hundebegegnungen fällt mir immer wieder auf, dass Menschen das deeskalierende Verhalten ihrer Hunde leider nicht zulassen. Der Hund darf sich bei einer Annäherung an Artgenossen nicht abwenden, keinen Bogen gehen, nicht langsamer werden oder einfach mal den Kopf zum Schnüffeln runternehmen.
Bitte: Freundliche Kommunikation zulassen!