Du hast mit Deinem Hund den Rückruf trainiert, ein flottes Rückrufsignal aufgebaut und zu Hause sowie ohne Ablenkung klappt alles super? Prima! Aber sobald Du hinausgehst und Ablenkungen wie andere Hunde, tolle Schnüffelstellen oder Wild ins Spiel kommen, klappt der Rückruf mit Deinem Hund nicht mehr? Ich sage Dir, woran das unter anderem liegt!
Hunde lernen situationsbezogen
Hunde lernen immer in spezifischen Kontexten. Auch wenn Dein Hund auf dem Hundeplatz perfekt auf das Rückrufsignal reagiert, bedeutet das nicht zwangsläufig, dass er im Wald, auf dem Feld oder in anderen Umgebungen genauso gut hört. Dein Hund muss das Rückruftraining in jedem Kontext erlernen – Du musst es überall mit ihm trainieren!
Leider halten sich immer noch Missverständnisse, dass Hunde „immer“ wissen, was von ihnen verlangt wird. Doch es ist nicht so! Hunde müssen JEDES Verhalten in jeder neuen Situation neu lernen. Und selbst, wenn das Rückruftraining mit Deinem Hund Hund anfangs funktioniert, kann es Situationen geben, wo es plötzlich nicht mehr klappt:
- Du hast in dieser speziellen Situation noch nicht ausreichend trainiert.
- Dein Hund hat Dich nicht verstanden.
- Die Ablenkung ist zu groß.
- Dein Hund hat gerade Stress.
- Die allgemeine Situation ist bedrohlich oder unangenehm für Deinen Hund.
- Dein Hund hat Schmerzen.
- Du arbeitest mit den falschen Belohnungen (dazu später mehr).
Finde die Gründe heraus und gestalte das Rückruftraining so, dass es in der jeweiligen Situation wieder funktioniert!
Alles, was Du möchtest, musst Du trainieren…
- Wo und auf welchen Untergründen soll der Hund das Verhalten zeigen? Zu Hause auf Teppich oder Fliesen, im Garten, in der Hundeschule, im Wald, auf der Wiese…
- Wann soll der Hund das Verhalten zeigen? Von allein, auf Wort- oder Sichtsignal, durch einen bestimmten Auslöser…
- In welcher Entfernung zu Dir? Immer direkt bei Dir, in 5 Meter Entfernung, in 20 oder 50 Meter Entfernung…
- Wie schnell soll der Hund das Verhalten zeigen? Sofort, nach 5 Sekunden oder reichen Dir 15 Sekunden…
- Mit welcher Ablenkung soll das Verhalten gezeigt werden? Menschen drumherum, an stark befahrenen Straßen, inmitten von tobenden Hunden, mit Essens- oder Wildgeruch in der Nähe…
- Wie lang soll das Verhalten gezeigt werden? Für eine bestimmte Dauer, bis ein Reiz vorbei ist, bis das Markersignal oder die Belohnung kommt, bis zum Freigabesignal…
Beispiel Trainingsplan: Abruf aus Hundegruppe
(Voraussetzung: Dein Rückruf klappt schon toll an einigen verschiedenen Orten ohne Ablenkung und vielleicht auch mit leichter Ablenkung)
Trainingsschritte:
- Hund (ein anderer) stehend, große Distanz
- Hund in Bewegung, große Distanz
- Distanz wird Stück für Stück geringer
- Hund stehend, direkt in Nähe
- Hund in Bewegung, direkt in Nähe
- Hunde stehend, große Distanz
- Hunde in Bewegung, große Distanz
- Distanz wird Stück für Stück geringer
- Hunde stehend, direkt in Nähe
- Hunde in Bewegung, direkt in Nähe
- Tobende Hunde, große Distanz
- Distanz wird Stück für Stück geringer
- Tobende Hunde, direkt in Nähe
- Dein Hund tobt mit…
Jeder Hund ist individuell, daher sollten die Trainingsschritte für das Rückruftraining je nach Hund angepasst werden. Diese Liste dient als Gedankenanstoß für ein kleinschrittiges Training, das den besten Erfolg verspricht.
Wechsle immer erst zum nächsten Schritt, wenn der vorherige super klappt. Wenn etwas gar nicht klappt, ist die Anforderung zu hoch. Gehe nochmal einen Schritt zurück!
Ganz wichtig!
Gestalte das Rückruftraining mit Hund IMMER so, dass er gut mitmachen kann und im Idealfall auch immer belohnt wird. Es bringt weder Dir noch Deinem Hund etwas, wenn das Training nicht klappt!
Das Rückruftraining Hund ist eine regelmäßige und konsequente Arbeit, die eure Beziehung stärkt und gemeinsam zu mehr Sicherheit und Freude im Alltag führt. Bleib geduldig und positiv – Ihr schafft das!
Hast Du mit Deinem Hund NIE gezielt daran trainiert, ihn zum Beispiel aus einer Hundegruppe oder vom Mauseloch abzurufen – erwarte nicht, dass es funktioniert!