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GrundlagenLernverhalten

Grenzen setzen – aber richtig!

Was genau sind eigentlich Grenzen für deinen Hund?

Bereits im normalen Alltag mit Deinem Hund gibt es für diesen ganz viele Grenzen. Diese nimmst Du nicht unbedingt als Grenzen wahr, aber es sind welche. Grenzen sind überall dort, wo Dein Hund sich nicht so entscheiden kann, wie er es eigentlich gern tun würde, wenn diese Grenzen nicht vorhanden wären.

Räumliche Grenzen lernt Dein Hund schon allein durch geschlossene Türen, Zäune und natürlich auch seine Leine kennen. Eventuell kann er sich also nicht dort aufhalten, wo er es gern tun würde, weil ihn diese Grenze einfach davon abhält. Du hast also eine Grenze gesetzt!

Auch in weiteren Alltag bestimmst Du ganz viel für Deinen Hund, wenn er die Wahl hätte, würde er sich mit Sicherheit in einigen Situationen völlig anders entscheiden. Natürlich muss das so sein! Du musst auf Deinen Hund aufpassen, ihn beschützen, andere schützen, Du hast die Verantwortung… Dennoch sind es für Deinen Hund nun mal Grenzen.

Du bestimmst alles, was mit Euren Spaziergängen zu tun hat. Den Ort, die Dauer und somit auch die Möglichkeiten, die Dein Hund auf dem Spaziergang hat. Gibt es Pausen, wie gut gehst Du auf die Bedürfnisse Deines Hundes ein, gibt es Beschäftigung… Deinem Hund bleibt nichts anderes übrig, als sich nach Dir zu richten. Du setzt Grenzen!

Du entscheidest mit welchen Artgenossen Dein Hund Kontakt haben darf, Du entscheidest, wann gespielt wird, mit welchen anderen Hunden gespielt wird und eventuell entscheidest Du auch manchmal zuungunsten Deines Hundes, weil er eigentlich überhaupt keinen Kontakt zu Artgenossen haben möchte und sich in solch einer Situation eventuell gar nicht wohlfühlt? Du gibst auch hier die Regeln vor!

Du bestimmst welches Spielzeug dein Hund bekommt, wann damit gespielt wird, wie lange damit gespielt wird, was er damit machen darf. Wenn Schluss ist, wird es weggepackt? Du setzt Grenzen!

Oft ist es so, dass die Hunde nicht eigenmächtig entscheiden können wo sich ihre Schlaf- und Liegeplätze befinden. Wenn dein Hund gern mit ins Bett möchte und du das erlaubst, dann ist das super für ihn. Darf er aber nicht mit ins Bett, obwohl er das gern möchte, ist auch das eine Grenze!

Du bestimmst, wohin Euer Urlaub geht und natürlich auch was im Urlaub gemacht wird. Es ist Deine Entscheidung über einen Bergurlaub oder einen Strandurlaub und natürlich auch, ob Dein Hund überhaupt mitkommen kann!

In der Regel ist es so, dass Dein Hund nicht selbst entscheiden kann, welches Futter und vor allem wann er es zu fressen bekommt. Auch das entscheidest selbstverständlich Du für Deinen Hund.

Alle diese Dinge sind schon Grenzen, die Du Deinem Hund setzt. Diese Grenzen schränken Deinen Hund mehr oder weniger schon bei seinen eigenen Bedürfnissen ein.

Die bisher erwähnten Grenzen sind für uns Menschen in der Regel sehr leicht umsetzbar, sie gehören quasi mit zum Alltag, sie sind Gewohnheit und haben eigentlich noch nicht wirklich was mit dem Grenzen setzen zu tun, was die meisten Hundeführer sich darunter vorstellen.

Denn das ist dann in der Regel folgendes…


Grenzen setzen bei unerwünschtem Verhalten

Und da sieht die Welt plötzlich schon ganz anders aus!

Grenzen setzen wird in der Regel eher mit dem Abbruch oder dem Verbieten von unerwünschten Verhaltensweisen verbunden.

„Dem Hund muss mal gezeigt werden, dass er das nicht darf!“ Das heißt, der Mensch möchte dem Hund klarmachen, dass ein bestimmtes Verhalten einfach nicht erwünscht ist.

Wir Menschen möchten immer gern bei für uns unerwünschtem Verhalten Grenzen setzen.

Beispiele:
Menschen anspringen, Hunde anbellen, Menschen anknurren, Bellen am Zaun, Bellen, wenn es an der Haustür klingelt oder bei unerwünschtem Jagdverhalten…

Für uns Menschen sind alle diese Verhaltensweisen einfach unerwünscht und nicht akzeptabel. Für unsere Hunde haben diese Verhaltensweisen aber immer einen Sinn. Hinter jedem Verhalten steckt eine bestimmte Emotion und auch Motivation. Du kommst also im Training nicht weit, wenn Du ein unerwünschtes Verhalten einfach wegstrafst!

Alle Grenzen und Regeln sollten für alle Beteiligten immer sinnvoll sein und die Bedürfnisse aller Beteiligten sollten dabei berücksichtigt werden. Niemand darf belästigt werden oder zu Schaden kommen – weder Dein Hund, Du oder andere Hunde, Tiere und Menschen. 


Was bedeutet Grenzen setzen für die Menschen

Leider sind wir Menschen so gestrickt, dass wir uns beim Durchsetzen unserer Grenzen gut fühlen. Das Durchsetzen unserer Wünsche beschafft uns Befriedigung und Erleichterung, da wir unsere eigenen Bedürfnisse damit erfüllen.


Was bedeutet Grenzen setzen für Deinen Hund

Für Deinen Hund bedeuten diese Grenzen also oft nicht erfüllte Bedürfnisse. Er kann nicht überall schnüffeln, kann keinen Kontakt zu Artgenossen haben, kann sich nicht so bewegen, wie er gern möchte oder er darf den Erzfeind nicht vertreiben, er kann der Wildspur nicht nachgehen…

Je mehr Du Deinen Hund in seinen Bedürfnissen einschränkst – ja, manches muss sein – desto mehr Frust entsteht in ihm. Je mehr Grenzen – desto mehr Frust! Und Frust ist gar nicht gut!

Also ist die logische Folgerung:
Grenzen ja – so viele wie nötig – so wenig wie möglich!

Grenzen und Regeln sollten also immer sehr individuell für jedes Mensch/Hund-Team und jeden Alltag festgelegt werden. Was bei dem einen Mensch/Hund-Team sehr wichtig ist, macht bei dem anderen Team eventuell gar keinen Sinn.

  • Ist es wirklich notwendig, dass Dein Hund vor der Tür warten muss?
  • Ist es wirklich notwendig, dass Dein Hund vor Dem vollen Napf warten muss?
  • Ist es wirklich notwendig, dass Dein Hund neben oder hinter Dir läuft?

Wie bereits erwähnt, werden Grenzen leider viel zu oft über Strafe gesetzt. Das ist aber überhaupt nicht nötig! Und vor allem ist Deinem Hund damit nicht geholfen.

Am Rande erwähnt:
Unerwünschtes Verhalten hat nichts mit Dominanz oder einer ungeklärten Rangordnung zu tun! Damit werden zu gern aversive Trainingsmethoden oder „Grenzen setzen“ gerechtfertigt.


Wie denn jetzt nun wirklich Grenzen setzen?

Management

Unerwünschtes Verhalten solltest du generell verhindern. Jedes Mal, wenn dein Hund es zeigt, es sich für ihn lohnt, dann festigt sich dieses Verhalten und Du brauchst wesentlich länger, um am erwünschten Verhalten zu trainieren.

Beispiele

  • Dein Hund rennt zu allen anderen Hunden hin – führe ihn mit einem gut sitzenden Brustgeschirr an einer Schleppleine, damit das nicht passieren kann.
  • Dein Hund bellt andere Hunde an – schaffe mehr Distanz oder gehe im Notfall der Situation erstmal aus dem Weg.
  • Dein Hund springt Menschen an – führe ihn an der Leine auf Abstand.

Gute Verhaltensunterbrecher

Unerwünschte Verhaltensweisen kannst Du im Notfall prima mit freundlich aufgebauten Abbruchsignalen unterbrechen. Dafür musst du deinen Hund nicht ängstigen oder anderweitig unangenehm auf ihn einwirken. Wie gesagt: Verhaltensunterbrecher sind für den Notfall und nicht zum Dauereinsatz gedacht.

Verstärker erkennen und eliminieren

Erkenne die Motivation hinter dem unerwünschten Verhalten Deines Hundes und erkenne eventuelle versteckte Belohnungen/Verstärker, diese musst Du möglichst ausschalten/vermeiden.

Beispiele

  • Dein Hund bellt regelmäßig den unheimlichen Postboten an, welcher sich dem Haus nähert. Wenn der Postbote die Briefe in den Briefkasten geschmissen hat, verschwindet er wieder. Für deinen Hund hat sich das Bellen gelohnt, er hat den Postboten vertrieben… Er wird das Verhalten häufiger zeigen!
  • Dein Hund zieht an der Leine gern zu anderen Hunden hin, weil er mal Hallo sagen möchte. Du lässt Dich hinterherziehen und Dein Hund kommt beim anderen Hund an und ist glücklich. Er wird das Verhalten häufiger zeigen!

In beiden Fällen hat das Verhalten Deines Hundes für ihn einen Grund, eine bestimmte Motivation steht dahinter. Wenn also sein Verhalten den gewünschten Zweck erfüllt hat, es sich für deinen Hund gelohnt hat, wird er das Verhalten häufiger zeigen.

Erwünschtes Verhalten trainieren

Du weißt welches Verhalten du eigentlich nicht möchtest?

Super! Überlege genau welches Verhalten du stattdessen möchtest. Dann trainiere mit deinem Hund genau dieses erwünschte Verhalten langsam und freundlich.

Beispiele:

  • Dein Hund springt Gäste zu Hause zum Begrüßen an – trainiere kleinschrittig mit ihm, dass er in diesen Situationen zum Beispiel sitzen kann.
  • Dein Hund brettert immer vor Dir durch die Tür – zeige ihm, dass es sich lohnt, erstmal vor der Tür ruhig zu warten.


Grenzen setzen – aber richtig:
Erwünschtes Verhalten trainieren – also Alternativen schaffen!

Grenzen setzen hat nichts mit Strafen zu tun – sondern mit gutem Training!

Warum dieser Weg?

  • Dein Hund zeigt das Verhalten gern und von sich aus
  • Du musst kein Verhalten mehr unterbrechen
  • Du beugst Frust vor
  • es unterstützt deinen Hund beim Bewältigen von schwierigen Situationen
  • Du wirst nicht unangenehm oder unberechenbar für Deinen Hund
  • es tut Eurer Beziehung gut
  • es macht Euch beiden Spaß
  • Ihr könnt gemeinsam entspannter unterwegs sein


Darf Dein Hund Dir auch Grenzen setzen?

Wie zeigt Dir Dein Hund eventuell seine Grenzen:

  • Meideverhalten
  • Drohen
  • Knurren
  • Zwacken

Sei dankbar dafür, Dein Hund kommuniziert mit Dir!

Dein Hund sagt Dir Bescheid, wenn ihm etwas unangenehm ist? Eventuell mag er nicht in die Ohren geschaut bekommen, hat Angst vor seiner Bürste, fühlt sich bedroht, wenn Du körpersprachlich unangenehm auf ihn einwirkst oder ihn schimpfst…

Selbstverständlich darf auch Dein Hund Dir jederzeit seine Befindlichkeiten mitteilen. Was bleibt ihm übrig – er muss ja irgendwie mit Dir kommunizieren. Aber…

Checke die Ursache – warum zeigt er das Verhalten – und trainiere freundlich daran!

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