4Pfoten on Tour – Coaching für entspannte Hunde & wertvolle Draußenzeiten
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GrundlagenKörpersprache

Der Fang

Zum Fang zählen die Lefzen, die Lippenspalte, die Schnurrhaare (Sinushaare oder auch Vibrissen genannt) und die Zunge. Im weitesten Sinne gehört auch die Nase dazu.

Die einfachste Beobachtung, die wir am Fang machen können, ist, ob dieser offen oder geschlossen ist. Im entspannten oder neutralen Zustand ist der Fang meist leicht geöffnet. Wird der Fang fest verschlossen, kann das ein Hinweis auf eine hohe Körperspannung sein – so wie bei uns Menschen, wenn wir die Lippen fest aufeinander pressen oder die Zähne zusammenbeißen. Wir können teilweise auch eine angespannte Kiefermuskulatur ausmachen.

Die Lefzen sind der Bereich des Mauls oder Fangs, der im entspannten Zustand locker herabhängt und die Zähne bedeckt. Beim Menschen entspräche das am ehesten der Oberlippe.

Unter Anspannung von Muskeln können die Lefzen des Hundes angehoben werden und die Zähne freilegen. Dies beeinflusst auch den Nasenrücken, der sich kräuseln kann.

Die Lippenspalte, d.h. dort, wo Lefzen und Unterlippe zusammentreffen, ist in Abhängigkeit der Rasse eines Hundes in entspanntem Zustand unterschiedlich lang, zeigt aber am Ende bei allen Hunden eine leichte Rundung. Was wir immer erkennen können, ist, ob die Lippenspalte nach hinten gezogen ist und eher spitz endet.

Es ist auch möglich, dass die Haut nach vorne geschoben wird, wodurch sich die Lippenspalte deutlich verkürzt. Vielfach können wir hier eine größere Rundung am Ende der Lippenspalte sehen.

langgezogene Lippenspalte, spitz endend

verkürzte Lippenspalte, deutliche Rundung

Darüber hinaus können Hunde ihre Lefzen hochziehen. Hierdurch werden nicht nur Zähne und Zahnfleisch sichtbar, sondern der Nasenrücken wird auch gekräuselt.

Die Zunge ist ein Muskel. Mit ihr kann nicht nur Wasser aufgenommen werden. Ihr bekommt vor allem auch eine große Bedeutung bei der Regulation der Körperwärme zu. Ist die Zunge voll durchblutet, kann sie sehr stark anschwellen und so eine große Oberfläche zur Verdunstung von Speichel bereitstellen. Der Fang ist hierbei geöffnet, und die Atemfrequenz nimmt massiv zu.

Wir haben gelernt, dass wir bei der Beschreibung von Körpermerkmalen ein besonderes Augenmerk auf die Anspannung von Muskeln legen sollten.

Auch für die Zunge gilt das:
Wir können unterscheiden, ob die Zunge locker aus dem Fang hängt bzw. entspannt im Fang liegt, oder ob dieser Muskel angespannt ist. Die Zungenspitze steht dann gerade aus dem Fang oder ist sogar nach oben geschwungen. Auch die Seitenränder der Zunge können angehoben und somit angespannt sein.

Wird die Zunge tief in den Maulraum hineingezogen, ist auch hier die Arbeit von Muskel notwendig. Die Zungenoberfläche kräuselt sich dann. Auch beim Gähnen und in vielen weiteren Situationen ist die Zunge angespannt, weil es ungünstig wäre, wenn sie in voller Größe locker aus dem Fang heraushängen würde.

Angespannte Zunge, sie ragt gerade (spatelförmig) aus dem Fang heraus und endet mit einer hochgewölbten Spitze.

Entspannte Zunge, sie hängt locker (und seitlich) aus dem Fang heraus.

Sehen wir uns noch die Leckbewegungen der Zunge an. In Erwartung von Futter lecken sich Hunde infolge von vermehrtem Speichelfluss über den Nasenschwamm. Auch zum Befeuchten der Nase wird über diese geleckt. Die feuchte Nase ermöglicht es dem Hund zum Beispiel, die Windrichtung festzustellen, aus der ein interessanter Geruch kommt.

Im Bereich der Kommunikation mit Artgenossen oder uns Menschen spielt das Lecken ebenfalls eine Bedeutung. Es kann zum Beispiel Teil von sozialer Fellpflege (Fell-Lecken) oder von Demutsverhalten (Schnauze des Partners lecken) sein.

Wir schauen also: Wer beleckt wen? Und wo?

Wird mit Blick auf den Sozialpartner in einiger Entfernung über den eigenen Fang geleckt, sprechen wir von den sogenannten „Licking Intentions“. Sehr frei übersetzt könnte man es auf Deutsch als „Leck-Absicht“ bezeichnen. Der Abstand zum Sozialpartner bleibt gewahrt.

Auch ohne Blick zu einem Sozialpartner können Licking Intentions beobachtet werden. Oft sind diese unvollständigen, ins Leere gehenden Leckbewegungen so schnell, dass wir sie kaum wahrnehmen. Das Auge auf diese Wahrnehmung hin zu schulen, kann äußerst sinnvoll sein. Denn dieses Lecken kann uns viel darüber verraten, wie es unseren Hunden geht, wie wir noch feststellen werden.

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