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Wissenswertes

5 Mythen über Impulskontrolle, die Du getrost vergessen kannst

Kommt Dir das bekannt vor? Du bist unterwegs mit Deinem Hund, die Sonne scheint, der Spaziergang soll eigentlich entspannt sein. Aber dann passiert es: Ein Ball fliegt, ein anderer Hund taucht am Wegesrand auf oder da liegt ein halber Döner direkt vor Euch. Und plötzlich ist alles vergessen, was Du je trainiert hast. Dein Hund zieht los, bellt, ist völlig außer sich – und Du stehst da und fragst Dich: Warum klappt das einfach nicht?

Vielleicht hast Du in solchen Momenten schon an Dir gezweifelt. Oder daran, ob Dein Hund überhaupt in der Lage ist, sich zu beherrschen. Vielleicht hast Du auch gehört: „Der muss das einfach lernen auszuhalten.“ Oder schlimmer noch: „Da musst Du einfach härter durchgreifen.“

Ich sage Dir heute: Das ist nicht die Wahrheit. Es gibt einen anderen, einen fairen und liebevollen Weg. Lass uns aufräumen mit den größten Mythen rund um Impulskontrolle – und schauen, wie es auch für Euch leichter werden kann.


Mythos 1: „Der Hund muss einfach lernen, das auszuhalten.“

Das klingt hart, oder? Und es ist genau das: hart. Aber nicht nur für Dich – vor allem für Deinen Hund.

Impulskontrolle bedeutet nicht, dass Dein Hund seine Bedürfnisse ständig unterdrücken soll. Es geht nicht darum, einfach „auszuhalten“, sondern zu lernen, wie man mit seinen Impulsen umgehen kann. Und das geht nur, wenn die Bedürfnisse Deines Hundes auch gesehen und erfüllt werden.

Stell Dir vor, Du hättest den ganzen Tag Hunger, und überall liegen leckere Kuchenstücke herum. Und man sagt Dir: „Schau sie einfach nur an. Du darfst nicht hin. Halte das aus.“ Wie lange würdest Du das schaffen, bevor Du frustriert wärst oder irgendwann einfach zugreifst?

Dein Hund braucht keine Frust-Trainings. Er braucht Erfolge, die ihm zeigen: „Ich kann mich beherrschen – und trotzdem passiert etwas Gutes.“


Mythos 2: „Impulskontrolle trainiert man in schwierigen Situationen.“

Vielleicht hast Du das schon ausprobiert: Rausgehen, direkt die schwierigen Situationen suchen und hoffen, dass es besser wird.

Aber das ist, als würdest Du einem Kind, das gerade Fahrradfahren lernt, direkt den steilsten Berg hochschicken. Es überfordert – und am Ende bleibt nur Frust auf beiden Seiten.

Lernen funktioniert, wenn die Herausforderungen klein genug sind, damit Dein Hund Erfolg haben kann. Fang dort an, wo es einfach ist. Und dann steigert Ihr Euch Schritt für Schritt.

Gute Impulskontrolle beginnt nicht direkt am Wild oder in der nächsten frontalen Hundebegegnung – sie beginnt in gelingsicheren Momenten, bei kleinen Dingen. Und jedes Mal, wenn Dein Hund es schafft, sich selbst zu regulieren, wird er ein bisschen sicherer und gelassener.


Mythos 3: „Wenn ich nachgebe, lernt mein Hund nie, sich zu beherrschen.“

Das ist einer der hartnäckigsten Mythen – und er sorgt dafür, dass viele Hundehalter ständig ein schlechtes Gewissen haben.

Aber weißt Du was? Nachgeben ist kein Scheitern. Es ist eine Entscheidung. Manchmal ist es sogar die beste Entscheidung, die Du treffen kannst.

Wenn Dein Hund spürt, dass seine Bedürfnisse ernst genommen werden, ist er viel eher bereit, beim nächsten Mal mitzudenken. Impulskontrolle entsteht auch aus Vertrauen und Sicherheit – nicht aus ständiger Frustration.

Also ja, es ist absolut okay, auch mal zu sagen: „Heute schaffen wir das halt noch nicht. Heute darfst Du den Bogen um den Reiz machen. Heute gehen wir einfach entspannt weiter.“

Und morgen? Morgen versucht Ihr es vielleicht nochmal – aber nur, wenn es sich für Euch beide gut anfühlt.


Mythos 4: „Impulskontrolle heißt, der Hund muss einfach mal warten können.“

Das ist eine der gefährlichsten Verwechslungen. Warten ist nicht gleich Impulskontrolle.

Warten-Müssen bedeutet oft: Frust. Der Hund „hält aus“, aber innerlich brodelt es. Vielleicht ist er äußerlich ruhig, aber sein Stresslevel steigt. Und irgendwann explodiert er – und Du fragst Dich: „Dabei hat er doch so schön gewartet…“

Echte Impulskontrolle entsteht nicht unter Druck. Sie entsteht, wenn der Hund freiwillig lernt, dass es sich lohnt, ruhig zu bleiben. Wenn er positive Erfahrungen damit macht, sich zurückzunehmen – und trotzdem etwas Gutes passiert.

Frag Dich also: Wartet Dein Hund entspannt? Oder wartet er unter Anspannung? Der Unterschied macht den Erfolg aus.


Mythos 5: „Das muss einfach konsequenter trainiert werden.“

Dieser Mythos ist der Hauptgrund, warum viele Mensch-Hund-Teams am Training scheitern.

„Konsequenter“ bedeutet meistens nur: Härter. Strenger. Unnachgiebiger. Aber ist das wirklich der Weg, den Du mit Deinem Hund gehen willst?

Viel sinnvoller ist die Frage: „Wie kann ich so trainieren, dass mein Hund überhaupt versteht, was ich von ihm möchte?“

Impulskontrolle braucht keine härteren Regeln – sie braucht klügere Begleitung. Verständnis, Geduld und kleine Erfolge. Dein Hund muss lernen dürfen. Ohne Angst, ohne Druck, aber mit klaren und vor allem erreichbaren Zielen.


Fazit

Vielleicht warst Du in den letzten Wochen oder Monaten oft frustriert. Vielleicht hast Du gedacht, es liegt an Dir. Oder daran, dass Dein Hund es „einfach nicht kann“.

Ich sage Dir: Ihr könnt das schaffen. Mit Verständnis. Mit dem richtigen Tempo. Mit Trainingswegen, die Euch beide stärken – statt zu überfordern.

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