Jagdverhalten steckt tief in der Natur unserer Hunde. Es umfasst verschiedene Verhaltensweisen, die über Generationen hinweg vererbt wurden und auch heute noch in manche Hunde hinein gezüchtet werden, um sie zu effizienteren Jägern zu machen. Das Jagdverhalten zeigt sich zum Beispiel in Aktionen wie dem Aufspüren, Anschleichen, Verfolgen und Hetzen von Beutetieren – Verhaltensweisen, die in unserer heutigen Welt für viele Hundebesitzer herausfordernd sein können. Vielleicht hast du es selbst schon erlebt: Dein Hund jagt plötzlich einem Hasen nach und begibt sich dadurch in gefährliche Situationen oder gefährdet damit Tiere oder sogar Menschen.
In diesem Artikel geht es darum, dir einen kleinen ersten Überblick darüber zu geben, wie du das Jagdverhalten deines Hundes durch gezieltes Antijagdtraining besser kontrollieren und verändern kannst.
Antijagdtraining mit positiver Verstärkung
Definition und Prinzipien der positiven Verstärkung
Positive Verstärkung bedeutet, dass ein erwünschtes Verhalten durch eine effektive Belohnung gefördert wird. Gerade beim Training am Jagdverhalten, solltest du also Belohnungen nutzen, die Verhaltensweisen aus jagdlichen Verhaltensrepertoire aufgreifen. Dein Hund lernt dadurch, dass erwünschtes Verhalten bedürfnisgerechte Konsequenzen hat und ist somit motiviert, dieses Verhalten häufiger zu zeigen.
Im Vergleich zu aversiven Methoden, die auf Strafen basieren, ist die positive Verstärkung ethischer und fördert eine gesunde, vertrauensvolle Beziehung zwischen dir und deinem Hund. Studien zeigen, dass Hunde, die so trainiert werden, langfristig besser lernen und weniger gestresst sind.
Verstehen des Jagdverhaltens
Das Jagdverhalten deines Hundes kann grob in verschiedene Verhaltensweisen unterteilt werden: Aufspüren, Anpirschen, Hetzen, Fangen, Töten und Fressen. Jeder Hund zeigt diese Verhaltensweisen unterschiedlich stark ausgeprägt, abhängig von seiner Rasse und seinen individuellen Eigenschaften.
Hunde unterscheiden sich also in ihrem Jagdverhalten. Während ein Labrador „eventuell“ mehr Freude am Apportieren hat, „könnte“ ein Windhund besonders an der Verfolgung schnell bewegter Objekte interessiert sein. Es ist wichtig, die besonderen Vorlieben und Auslöser deines eigenen Hundes zu erkennen.
Vorbereitung auf das Training
Bevor du mit dem Training beginnst, solltest du somit die Auslöser identifizieren, die das Jagdverhalten deines Hundes triggern. Dies können visuelle Reize, wie ein vorbeihuschendes Kaninchen, oder bestimmte Gerüche sein.
Für das Training ist eine Schleppleine sehr sinnvoll, um deinem Hund Bewegungsfreiheit zu geben, ihn aber so zu sichern, dass er kein Tier hetzen kann und sich somit das Jagdverhalten für ihn lohnt.
Die Motivation spielt eine zentrale Rolle im Training. Finde heraus, was deinen Hund besonders motiviert – etwas suchen, etwas hetzen, etwas packen, etwas beobachten – und nutze diese Verhaltensweisen konsequent im Training als Belohnung.
Trainingseinheiten: Schritt für Schritt
Rückruftraining
Das Rückruftraining ist mit eine der wichtigsten Übungen im Antijagdtraining. Beginne in einer ablenkungsarmen Umgebung und steigere die Schwierigkeit allmählich, indem du den Rückruf in immer anspruchsvolleren Situationen übst.
Impulskontrolle fördern
Beginne mit geringer Intensität und belohne deinen Hund für ruhiges Verhalten, das entspannte Wahrnehmen von Reizen, langsamer werden, Stehen bleiben, das nur Beobachten oder auch ein Abwenden vom Reiz. Die Trainingssituationen musst du zwingend den Möglichkeiten deines Hundes anpassen. Wähle also Orte, an denen dein Hund leicht erwünschtes Verhalten zeigen kann – wähle keine Orte, wo ihm dies schwerfällt oder es ihm sogar unmöglich ist.
„Typische“ Übungen zur Impulskontrolle, wie das Warten vor dem Futter oder das Nicht-Aufnehmen von Futter vom Boden helfen dir nicht beim Antijagdtraining. Denn das Jagdverhalten tritt in einem völlig anderen Kontext, mit anderen Auslösern und anderen Motivationen auf, und es erfordert spezifische Strategien, um deinem Hund beizubringen, sein Verhalten in jagspezifischen Situationen zu kontrollieren.
Bedürfnisgerechte Beschäftigungen
Nutze bedürfnisgerechte Beschäftigungen, um das natürliche Jagdverhalten deines Hundes zumindest im Ansatz zu befriedigen, denn abstellen lässt es sich nicht, es steckt tief in deinem Hund drin. Mantrailing, Dummysuche, Fährtenarbeit – auch einfach nur als Hobby, können deinen Hund sehr glücklich machen. Schau dabei, was zu seinen Bedürfnissen passt.
Rückschläge und Geduld
Rückschläge sind normal im Training. Es ist wichtig, geduldig zu bleiben und das Training konsequent fortzusetzen. Jeder Hund lernt in seinem eigenen Tempo, und das ist völlig in Ordnung.
Was tun, wenn Du beim Antijagdtraining nicht vorankommst?
Wenn dein Hund nicht auf das Training reagiert, kann es hilfreich sein, die Belohnungen zu überdenken oder einen professionellen Hundetrainer hinzuzuziehen, der auf positive Verstärkung spezialisiert ist.
Der langfristige Erfolg
Langfristiger Erfolg im Antijagdtraining hängt von der Kontinuität, Konsequenz, Verstärkern und guten Trainingsmöglichkeiten ab.
Um Rückfälle zu vermeiden, solltest du auch nach dem erfolgreichen Training regelmäßig den Stand und die Verstärker checken. Neue Umgebungen und Situationen oder auch Stress können das alte Jagdverhalten wieder wecken, daher ist es wichtig, aufmerksam zu bleiben.
Ein erfolgreicher Trainingsprozess stärkt die Beziehung zwischen dir und deinem Hund. Sieh deinen Hund nicht als Gegner, sondern als Partner, mit dem du zusammenarbeitest, um ein gemeinsames Ziel zu erreichen.
Fazit
Das Antijagdtraining mit positiver Verstärkung ist eine effektive Methode, um das Jagdverhalten deines Hundes zu verändern und zu kontrollieren. Es erfordert Geduld, Konsequenz und die Bereitschaft, die individuellen Bedürfnisse und Auslöser deines Hundes zu verstehen.
Jeder Hund kann lernen, sein Jagdverhalten besser zu kontrollieren, wenn er die richtige Motivation erhält und das Training schrittweise aufgebaut wird. Lass dich nicht entmutigen, wenn es länger dauert – der Erfolg wird kommen!