Du willst doch nur helfen. Du merkst, dass Dein Hund Angst hat – vor Menschen, vor Geräuschen, vor bestimmten Situationen und natürlich möchtest Du, dass es ihm besser geht.
Aber irgendwie klappt es nicht.
Trotz aller Mühe zieht er sich weiter zurück, bellt panisch, will fliehen oder erstarrt einfach nur. Du fragst Dich: „Was mache ich falsch?“
In diesem Artikel geht es nicht um Schuld – sondern um Verständnis. Denn viele Dinge, die wir aus bester Absicht tun, verschlimmern Angst leider ungewollt. Lass uns gemeinsam hinschauen, welche typischen Fehler passieren – und wie Du es besser machen kannst.
Fehler #1: „Da muss er durch!“ – Konfrontation statt Kooperation
Ein weit verbreiteter Gedanke: „Wenn er merkt, dass nichts passiert, verliert er die Angst.“
Das klingt erstmal logisch – ist es aber nicht.
Denn: Angst verschwindet nicht durch „Aushalten“.
Im Gegenteil: Wird ein Hund einer Situation ausgesetzt, die ihn überfordert, erlebt er Kontrollverlust – und merkt sich: „Das war schlimm.“
Das nennt man Flooding – eine Reizüberflutung, bei der der Hund keine Ausweichmöglichkeit hat. Statt Vertrauen aufzubauen und Verhaltensoptionen an die Hand zu bekommen, lernt er: „Ich bin allein mit meinem Gefühl.“
🔁 Was hilft stattdessen?
✔ Abstand einhalten
✔ Training in kleinen Schritten
✔ Dem Hund Wahlmöglichkeiten geben (z. B. Umkehren, Verlassen der Situation)
Fehler #2: Angst ignorieren, um sie nicht zu „verstärken“
Dieser Mythos hält sich hartnäckig: „Wenn ich jetzt auf ihn eingehe, belohne ich seine Angst.“
Aber Angst ist kein Verhalten – sondern eine Emotion.
Negative Emotionen kann man nicht „belohnen“. Man kann sie auch nicht durch Aufmerksamkeit verstärken. Kein Hund hat je gedacht: „Oh, Frauchen kümmert sich – dann hab ich jetzt noch mehr Angst.“
Im Gegenteil: Ein Hund, der sich in seiner Angst alleingelassen fühlt, wird unsicherer – nicht mutiger.
🔁 Was hilft stattdessen?
✔ Hilfreiche Begleitung
✔ Orientierung bieten
✔ Arbeiten an Angstauslösern – ohne Angst haben zu müssen
Fehler #3: Den Hund trösten wie ein Kind – mit Redeflut und Streicheln
Natürlich wollen wir trösten. Wir setzen uns hin, streicheln den Hund, reden beruhigend auf ihn ein.
Doch je nach Situation und Hund kann das überfordernd oder sogar zusätzlich stressend wirken. Manche Hunde empfinden Berührungen oder Stimme in Angstmomenten als zusätzlichen Stressor – nicht als Trost.
🔁 Was hilft stattdessen?
✔ In der Nähe bleiben, aber nicht aufdrängen
✔ Körpersprache lesen: Möchte der Hund Nähe? Oder Rückzug?
✔ Wenn aufgebaut, kannst Du Deinen Hund auch gezielt fragen, ob Streicheln erwünscht ist.
Fehler #4: „Wenn er frisst, kann er nicht so viel Angst haben…“
Ein Klassiker: „Er nimmt ja Leckerli – so schlimm kann es nicht sein.“
Aber: Manche Hunde fressen aus Stress heraus, weil Kauen sie eventuell beruhigt. Andere fressen in dem Moment zwar, sind aber dennoch stark belastet.

Nur weil Dein Hund ein Stück Futter nimmt, bedeutet das nicht automatisch, dass er entspannt ist.
🔁 Was hilft stattdessen?
✔ Auf Körpersprache achten (z. B. Maulwinkel, Blick, Körperhaltung)
✔ Kontext einbeziehen: Wie verhält sich der Hund direkt davor und danach?
✔ Futter als Signal nutzen – aber nicht als alleinigen Maßstab
Fehler #5: Verhalten wie Angstbellen oder Meideverhalten „wegtrainieren“ wollen
Angst zeigt sich durch Verhalten: Bellen, Ausweichen, Erstarren. Und genau das versuchen viele, direkt zu verändern.
Doch: Verhalten ist nur die Spitze des Eisbergs.
Das eigentliche Problem liegt tiefer – in der Emotion Angst. Wird nur das Verhalten unterdrückt (z. B. durch Korrektur), bleibt die Angst bestehen. Und das Vertrauen leidet.
🔁 Was hilft stattdessen?
✔ Ursachen suchen – nicht Symptome unterdrücken
✔ Dem Hund helfen, sich sicher zu fühlen
✔ Training, das Unterstützung bietet und nicht Kontrolle als Maßstab hat
Fehler #6: Sich selbst unter Druck setzen, schnell Ergebnisse sehen zu wollen
Ein ganz menschlicher Fehler – und trotzdem einer der gefährlichsten.
Weil wir helfen wollen, wünschen wir uns schnelle Erfolge. Doch Angst lässt sich nicht beschleunigen. Druck geht nach hinten los – denn er sorgt nicht für Entspannung.
Dein Hund merkt, wenn Du ungeduldig wirst. Und das stresst ihn noch mehr.
🔁 Was hilft stattdessen?
✔ Kleine Fortschritte sehen und feiern
✔ Geduldig bleiben – auch wenn es Rückschritte gibt
✔ Selbstfürsorge: Du musst nicht perfekt sein
Fazit: Gutes Wollen ist nicht gleich gutes Helfen
Du meinst es gut. Und das zählt.
Aber gutes Wollen ist nur der erste Schritt. Damit aus Absicht auch echte Hilfe wird, braucht es Verständnis, Wissen und ein Training, das auf Sicherheit und Beziehung basiert.
Niemand erwartet, dass Du alles weißt. Aber wenn Du bereit bist, genau hinzusehen und Dich weiterzuentwickeln, bist Du auf dem richtigen Weg.
Im 👉 FearLess Programm begleite ich Dich genau dabei:
Wie Du die Angst Deines Hundes besser verstehst – und wie ihr gemeinsam kleine Schritte zu einem entspannteren Alltag geht. 🫶